Hermaphrodite Im Winter 2010 arbeitete ich mit großer Leidenschaft an einer Skulptur, die einen Zwitter bzw. Hermaphrodit darstellt. Anstoß dazu war eine ARTE-Sendung, die das Problem der Zwittergeburten und die damit verbundenen gesellschafts- und sozialpolitischen Probleme darstellte.

Allein in Deutschland soll es jährlich ca. 120 solcher Geburten geben. Während in der Antike solche „Wesen“ verehrt und von einem Gott beseelt betrachtet wurden, gibt es diese Menschen heute, zumindest juristisch betrachtet, gar nicht und das Thema stellt ein großes Tabu dar.

In der griechischen Mythologie entstand der Zwitter in einem Akt der Verführung durch die leidenschaftlich verliebte Nymphe Salmakis. Sie küsste und umschlang Hermophroditos, der sich wehrte und sich entziehen wollte. Die Nymphe bat die Götter Hermes und Aphrodite, dass sie für immer vereint sein mögen. Die Götter entsprachen ihrer Bitte und so entstand ein Zwitterwesen mit Brüsten und männlichen Genitalien. Diese Wesen werden Hermaphroditen genannt.

 

Es entstand eine Skulptur mit großer erotischer Ausstrahlungskraft, die aber auch kontemplativ, vielleicht auch ein wenig melancholisch wirkt. Mich fasziniert die große Spannung, die sich ergibt, wenn beide Geschlechter in einer Person dargestellt werden. Verstärkt wird dies durch den erigierten Penis (Lust) und die melancholisch, kontemplative Kopfhaltung bzw. Gesichtsausdruck. Lust und Leid sind seit Beginn Thema meiner Arbeit.  Dazu passt auch folgendes Gedicht, das ich 1998 niederschrieb:

„Alles Leid ist schöpferisch, alle Lust ist schöpferisch, alles Glück ist unfruchtbar, Narkotikum wider die schaffende Kraft“.  

Für diese Skulptur verwendete ich ein großes Alabasterstück, das ich auf dem Weg zum Gialiskaristrand (in der Nähe von Paleochora auf Kreta) fand und mit Hilfe von Freunden und viel Schweiß und Kraft heimtransportierte.